Der Planungstitel "U9" bezeichnet eine 10,5km lange Entlastungsstrecke, die die Stammstrecke der U3 und U6 entflechtet und zusätzlich über eine Verbindungsspange mehr Kapazität für den Nordast der U2 schafft. Anfang der 2020er laufen die Bauplanungen hierfür, eine Fertigstelle ist nicht vor Ende der 2030er-Jahre zu erwarten.
Gründe für eine neue Strecke
Die bestehenden Innenstadtstrecken und Umsteigebahnhöfe sind bereits heute an ihrer Belastungsgrenze, Prognosen für die Bevölkerungs- und Fahrgastentwicklung deuten darauf hin, dass hier in den kommenden Jahren immer häufiger diese Grenze überschritten werden wird. Auch durch die 2. S-Bahn-Stammstrecke werden mehr Fahrgäste aus dem Umland ins Stadtzentrum fahren, was auch zu mehr Fahrgästen im U-Bahn-Netz führen wird.
Die Münchner Verkehrsgesellschaft führt folgende Vorteile des Baus der U9 auf (mvg.de: Bauprojekt U9):
- Die überlaufenen Umsteigebahnhöfe in Münchens Zentrum werden bis zu 30% entlastet.
- Die U9 schafft deutlich mehr Kapazität im Nord-Süd-Verkehr (U1/U2/U7 und U3/U6) und entlastet so die am stärksten frequentierten Streckenabschnitte in der Innenstadt (bis zu 44%).
- Der Fahrbetrieb wird flexibler, zum Beispiel bei Störungen und Baustellen im bestehenden U-Bahnnetz.
- U3 und U9 erhalten eigene Stammstrecken in der Innenstadt. Dadurch ergeben sich dichtere Takte auf den Außenästen und eine Entkopplung der Verspätungen.
- Es entstehen neue Direktverbindungen vor allem zum Hauptbahnhof. So werden Fahrgastströme im Gesamtnetz entzerrt und mühsames Umsteigen vermieden. Direkt geht es dann auch vom Hauptbahnhof zu Veranstaltungen in der Allianz Arena.
- Ein zusätzlicher Wiesn-Bahnhof sorgt für mehr Kapazität während des Oktoberfestes. Gleichzeitig wird der bestehende U-Bahnhof Theresienwiese um 15% entlastet.
- Die U9 ist Voraussetzung für mögliche Netzerweiterungen wie zum Beispiel eine U26 zwischen Am Hart und Kieferngarten.
- Die U9 hilft, einen Kollaps im Individualverkehr zu verhindern. Sie bietet die Möglichkeit, dass mehr Menschen vom Auto auf die U-Bahn umsteigen.
Planungsstand
Nach aktuellem Planungsstand fädelt die U9 von Norden kommend südlich des Bahnhofs Dietlindenstraße aus der bisherigen U6-Trasse aus und führt über einen neu zu bauenden weiteren Bahnhof an der Münchner Freiheit und die Bahnhöfe Elisabethplatz sowie Pinakotheken zum Hauptbahnhof, wo die Zweigstrecke vom Bahnhof Theresienstraße in die gemeinsame viergleisige Station einmündet.
Südlich des neuen Bahnhofs Hauptbahnhof sollen die äußeren beiden Streckengleise als Weiterführung Richtung Kolumbusplatz in der weiteren Zukunft auch die Stammstrecken der U1 und U2 trennen (Zeithorizont 2050+).
Die mittleren beiden Gleise führen über Esperantoplatz zum neu zu bauenden doppelstöckigen Bahnhof Impler-/Poccistraße. Hier mündet von Norden her die bisherige Stammstrecke von U3 und U6 ein. Richtung Süden teilen sich die U3 (Brudermühlstraße und U6 Harras auf in die bisherigen Strecken.
Die U9 soll als erste Strecke der Münchner U-Bahn für einen automatisierten Betrieb ausgerüstet werden. Ebenso wird untersucht, ob Bahnsteigtüren hier zum Einsatz kommen können.
Im November 2022 bekannte sich der Stadtrat in einer Grundsatzentscheidung auch erneut zum Bau der U9, da konkret die Vorhaltemaßnahme zum geplanten U-Bahnhof am Hauptbahnhof im Zuge der Zweiten S-Bahn-Stammstrecke mitgebaut werden muss. (sueddeutsche.de: Stadtrat bekennt sich zum Bau der U9 vom 25. November 2022)
Im Februar 2024 begann die Vorplanung der U9 auf dem Südabschnitt zwischen Hauptbahnhof und dem Anschluss an die südlichen Streckenenden der heutigen U3 und U6. Die Planung wird von den Stadtwerken München (SWM) gemeinsam und mit Unterstützung durch das Baureferat durchgeführt.
Für die Vorplanung des südlichen U9-Abschnitts sind ab 2024 etwa drei Jahre vorgesehen. Es wird insbesondere die Vorzugsvariante der Trassierung im Detail geprüft. Bei Bedarf werden kleinräumige Varianten betrachtet. Auch die voraussichtliche Dimension der Bauwerke wird bemessen. Die Ergebnisse aus dem Bohrprogramm für den südlichen Abschnitt, das voraussichtlich Ende März abgeschlossen wird, fließen in die Planungen ein. Außerdem werden weitere geologische Gegebenheiten, Umweltauswirkungen wie Lärm, Erschütterung, der Eingriff in den Straßenverkehr sowie in Grünflächen untersucht. (